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Ich habe mal den schon älteren, nichts destotrotz weiterhin absolut zutreffenden Beitrag aus der Hundezeitung ausgegraben und hier mit angehängt.
Es bleibt festzuhalten, daß jede Merlezucht generell als verantwortungslos, wenn nicht gar als kriminell eingestuft werden muß. Kriminell in dem Sinne, daß damit eine vom Gesetz her verbotene und darüberhinaus moralisch durch nichts zu rechtfertigende Qualzucht betrieben wird.
Merle ist eben nichtmal vom Himmel gefallen sondern es wurde und wird systematisch aus reiner Geldgier und sicher auch Geltungssucht in einst gesunde, merlefreie Bestände und Rassen durch illegale Bastardierungen eingeschleust. Diese Bastardierungen sind der zweite kriminelle Akt denn dem Welpenkäufer wird generell vorenthalten, daß er eben keinen reinrassigen Vertreter erwirbt sondern in dessen Ahnen nicht dokumentierte oder absichtsvoll falsch ausgewiesene Vorfahren vertreten sind.
Das Märchen von der Erhaltung der genetischen Vielfalt, welches von den Merlebefürwortern gerne vorgebracht wird ist nichts anderes als eine simple Zwecklüge - der Jurist nennt es "Schutzbehauptung" womit aber nicht der Schutz der Kreatur vor Schaden, sondern der Selbstschutz der Strolche vor Strafverfolgung und Konsequenzen gemeint ist.
So "schön" kann Merle sein!
Hundezeitung.de, am 16.05.2001 11:47, schrieb wie folgt: |
Defektgen Merle-Faktor
Was ist das, welche Folgen haben diese Probleme für welche Hunde?
Viele reden über den geheimnisvollen Begriff Merle. Woher kommt der bei Züchtern vielzitierte Begriff? Dr. Wilhelm Wegner, Professor am Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, vermutet den Begriff aus einer Kreuzung von marbled und marled für: marmoriert.
Der Merle-Faktor verursacht eine charakteristische Fellscheckung mit Depigmentierung und irregulärer Pigmentverteilung in Haar, Haut und Auge. Das Defekt-Gen kommt bei vielen Hunderassen vor: Deutsche Doggen und Dackel der Farb-Bezeichnung "Tiger", Collies, Shelties und andere mit der Farb-Bezeichnung Blue Merle, Corgies, Foxhoundschläge, Dunkerhunden, einige Hütehundeschläge wie Bobtails, Australien Shepherds und Farbschläge des Altdeutschen Schäferhunds, seit wenigen Jahren auch der Beauceron.
Die Tierärzte Willy Neumann und Heike Frese von der Veterinärklinik der Universität Giessen: "Wegen der interessanten Fellzeichnung und zum Erhalt des Genmaterials wird bei verschiedenen Zuchtverbänden mit diesem Gen gezüchtet und sind Rassestandards für die Merle-Färbungen formuliert worden. Zum Beispiel der perfekte Blue-Merle-Collie: schwarz gesprenkelt, aber niemals grossflächig schwarz gefleckt; Halskrause, Brust, Pfoten, Läufe und Schwanzspitze können weiss sein, ebenso die Blesse. Der Blue-Merle-Collie sollte braune Abzeichen aufweisen, wie sie vom Tricolor erwartet werden. Ein oder beide Augen können blau sein.
Bei der Merle-Doggen unterscheidet man schwarz-weiss gefleckte Tiere von den Grautigern (grau-weiss) und den Weisstigern (vorwiegend weis), von denen allerdings nur die schwarz-weiss gefleckten Tiere "erwünscht" sind.
Genetische Grundlage des Merle-Faktors
Der Genetiker Wegner bezeichnet ihn als unvollkommen dominanten (vorherrschender) Erbfaktor mit Gross-Gen-Wirkung und breiter phänotypischer (erscheinungstypischer) Variabilität.
Wegen fehlender exakter genetischer Nachweismethoden werden die Genotypen (veranlagte Typen) der Tiere anhand des Stammbaums und - abhängig vom Aufhellungsgrad der Haut und Haare in Prozent der Körperoberfläche festgestellt. Die Aufhellung von Haut und Haaren beträgt bei homozygoten (reinerbigen) Tieren 50 Prozent und mehr, bei heteorzygoten (mischerbigen) Tieren weniger als die Hälte der Körperoberfläche (Einteilung nach Comberg, 1972).
Die Verlässlichkeit dieser Einteilung und die Klassifizierung des Merlefaktors als dominant wurde von Genetiker Jödicke (1990) in Frage gestellt, nachdem sich von der Erscheinung her merlefreie Tiere als zweifelsfrei mischerbige Merkmalsträger erwiesen hatten. Die übliche Einstufung des Merle-Gens als dominanten Faktor mit unvollständiger Penetranz bezeichnet Jödicke als Zugeständnis an die Tatsache, dass der Erbgang bis heute noch nicht vollständig verstanden wird.
Merle als Defekt-Gen
Die tiermedizinischen Wissenschaftler Neumann und Frese schreiben zum Grund, warum der Merle-Faktor zum Streitpunkt zwischen Erbgenetikern und Züchtern dieser Farbschläge geworden ist: Bei reinerbigen Trägern des Merkmals können unterschiedliche Missbildungen auftreten. Bei reinerbigen Weisstigern können, in unterschiedlicher Form und Häufung, Missbildungen des Auges und des Innenohrs auftreten, die bis zur völligen Taubheit gehen können.
Derartige Tiere können in der Entwicklung hinter Wurfgeschwistern zurückbleiben, eine verminderte Lebensfreude zeigen und unter Umständen vor der Geschlechtsreife sterben. Die Gefahr des Auftretens reinerbiger Merkmalsträger besteht bei der Verpaarung zweier mischerbiger Elterntiere. Dieses Risiko wurde von einigen Züchtern in Kauf genommen, da gesunde reinerbige Welpen aus solchen Paarungen bei der Kreuzung mit Nicht-Merkmalsträgern Nachkommen mit aussergewöhnlicher Farbzeichnung erzeugen sollten.
Der Genetiker Wilhelm Wegner weist in seinem Buch "Kleine Kynologie" (1995) auf "neuere Untersuchungen, die über Missbildungen durch Merle-Faktor zurückzuführen sind: "Elf Tigerteckel mit einem Aufhellungsgrad der Körperoberfläche von 50 Prozent und mehr zeigten ein- oder beidseitig, jedoch in variabler Manifestation, schwerste Augenanomalien.
Diese Befunden wurden bei Wegner und Reetz 1975 und Dausch und Mitarbeiter 1977 dokumentiert und als klare Gendosiswirkung des unvollkommen dominanten Merlefaktors M interpretiert.
Doch nicht allein Schadwirkungen des Merlefaktors auf Augenstrukturen fanden in diesen Untersuchungen ihre Bestätigung. In Tests auf Hörfähigkeit bei jenen Tieren zeigte sich, dass nicht weniger als 55 Prozent der Weisstiger und 37 Prozent der "normalen" Tigerteckel mit Hörverlusten geschlagen waren, die zum Teil an Taubheit grenzten. An verstorbenen Welpen dieser Merle-Kolonie wurden schwerste Innenohrveränderungen festgestellt und zugleich eine generell heraufgesetzte Jungtiersterblichkeit.
Dies wird auch von wenigen Züchtern zugegeben.
Neben den genannten Symptomen und den angeführten Einbussen männlicher Fertilität (Fruchtbarkeit) ist ferner die bei etwa der Hälfte dieser Tiger und Weisstiger ermittelte Störung des Schwimmvermögens bedeutsam. Einige dieser Tiere mussten nach kurzer Zeit aus dem Wasser gezogen werden, da sonst die Gefahr des Ertrinkens durch Gleichgewichtsstörungen bestanden hätte.
Es gibt keine klaren Grenzen zwischen rein- und mischerbigen Tieren.
Das heftige pro und Contra in einschlägigen Züchterkreisen über die zu treffenden Massnahmen zur Verhinderung der genannten "Gesundheitsstörungen" zeigt, dass man sich offenbar vielfach nicht darüber klar ist, dass in diesen Rassen mit einem Defektgen gezüchtet wird. Hier gibt es nur eine ethische Alternative: Die völlige Aufgabe des Züchtens mit dem Merle-Faktor.
Es existieren genug andere Scheckungs- und Sprengelungsgene bei Hunden, die nicht mit Defektgenen gekoppelt sind und eine vergleichbar prächtige Zeichnung erzeugen würden."
©Rainer Brinks 2001

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Damit kein Irrtum aufkommt: Nicht jede Verkrüppelung / Mißgeburt ist als Folge von Merle anzusehen! Die Ursachen dafür können überaus vielschichtig sein. Gleichwohl gebieten Anstand und Verantwortlichkeit für das eigene Tun, daß man als Tierzüchter solche Experimente konsequent zu unterlassen hat! Wer glaubt, die Materie zu beherrschen lügt sich selbst in die Tasche. Es gehört schon eine gehörige Portion Selbstüberschätzung, ja Größenwahn dazu, das eigene Wissen, welches sich bestenfalls auf dem Niveau einer Wäscheklammer bewegt, über das von wirklichen Fachleuten zu stellen, welche neben einem jahrelangen Universitätsstudium auch noch regelmäßige Weiterbildung betreiben um tagtäglich wissenschaftliche Arbeit überhaupt leisten zu können.
Freilich kann man auch als interessierter Laie vieles in Seminaren lernen - nur sind das letztlich nicht mehr als kleine Mosaiksteinchen, welche zusammengesetzt zwar ein Detail recht gut erkennen lassen aber den Blick auf das ganze Fachgebiet nicht mal eines Spalt weit öffenn können denn dazu bedürfte es eines regulären Grundlagenstudiums welches man als Dipl.-Biol. abschließen kann. Das ist international anerkannt, aber nicht an drei Wochenenden und einem Gebührenscheck für irgendein selbsternanntes "Institut" od. Verein festgemacht.
Es soll damit niemandem zu nahe getreten werden, nur eines möchte ich erreichen, darüber nachzudenken, kritisch, selbstkritisch die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten zu beurteilen.
Und um es nochmal ganz klar herauszustreichen: Merle ist eben KEINE Farbe sondern ein Farbdefekt welcher - wenn er denn sichtbar ist - an seiner Musterung erkennbar wird. Das heimtückische stellen aber jene Erscheinungsformen dar, welche als "kryptische Merle" zwar vorhanden aber äußerlich unsichtbar bleiben.
Tierhalter mit Verantwortungsbewußtsein werden sich niemals in die Niederungen der Merlezüchter begeben!
Es gilt hierbei besonders die Erkenntnis, daß die weltweit häufigste Form des Betruges der Selbstbetrug ist!
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